Holzgerlinger Handwerker alarmieren: Personalmangel ist das größte Problem

20. Juni 2023

Aus der SZBZ vom 19.06.2023

Der Böblinger FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Florian Toncar steht beim Heizungsbauer Stribick Rede und Antwort.

Holzgerlingen. Explodierte Energiepreise, steigende Zinsen, nicht mehr funktionierende Lieferketten, Rohstoffmangel und fehlende Fachkräfte: Das waren im Oktober die Themen, die den Holzgerlinger Handwerkern bei einem Werkstatt-Gespräch beim Heizungsbauer Stribick mit dem Böblinger CDU-Bundestagsabgeodneten Marc Biadacz unter den Nägeln brannten. Jetzt war der FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Florian Toncar zu Gast, um die Sorgen und Nöte der mittelständischen Betriebe anzuhören – und nach Berlin mitzunehmen.

Energiepreise, Lieferketten und Rohstoffmangel sind im Juni 2023 nicht mehr die Themen, die inzwischen noch das ganz große Aufreger-Potenzial besitzen – abgelöst wurden sie von Irrungen und Wirrungen ums geplante Heizungsgesetz. Dafür entwickelt sich der Fachkräftemangel zunehmend zu einer Herausforderung, die viele Handwerksbetriebe in ihrer Existenz bedroht. „Die Situation ist noch desolater als sie es vor zwei Jahren gewesen ist. Man findet kein Personal, man findet keine Azubis. Wir wissen nicht was wir noch machen sollen, um Mitarbeiter zu gewinnen“, sagt Gastgeberin Edeltraud Stribick.

Dazu nutzt sie die Gelegenheit, um allgemein ihren Kropf zu leeren: Im Moment habe man den Eindruck, Berlin sei nicht 700 Kilometer entfernt sondern befinde sich irgendwo im Universum, erklärt sie und kritisiert fehlende Nähe der großen Politik zur Basis, auf schlechte Nachrichten kämen immer noch schlechtere Nachrichten.

Bürokratie abbauen, Realschule stärken

Weitere Punkte, die die Holzgerlinger Handwerkschaft umtreiben: Der Höhenflug der AfD. Und die Überlastung es sozialen Netzes – auch bedingt durch die nach wie vor hohen Flüchtlingszahlen. „Ist in Berlin eigentlich klar, dass das so nicht mehr lange funktionieren kann?“, lautet eine Frage.

Dr. Florian Toncar nimmt den Ball gekonnt auf, zeigt Verständnis. „Ich bin nicht in der Politik, weil ich mit allem zufrieden bin. Manchmal lange ich mir selbst an den Kopf“, sagt er. In der Flüchtlingspolitik vertritt er die Position, dass man, um ein offenes Land bleiben zu können, ganz genau hinschauen müsse, wer wirklich hilfsbedürftig und asylberechtigt ist. Und dass die Beschlüsse, die jetzt in Deutschland und Europa gefasst worden sind, die dafür sorgen sollen, dass man schon an den EU-Außengrenzen ein Asylverfahren durchführt und man dazu einen Verteilungsschlüssel für alle EU-Länder einführt, sehr wichtig seien. Richtig findet er, dass Georgien oder Moldawien jetzt als sichere Herkunftsländer seien – Dr. Florian Toncar fordert zudem, dass auch Algerien, Tunesien und Marokko zu solchen erklärt werden.

Davon getrennt müsse man den dringend benötigten Zuzug von Fachkräften betrachten, so Dr. Florian Toncar. Damit für diesen bürokratische Hürden fallen, sei man unter anderem daran, dass Menschen die mit einem Arbeitsangebot nach Deutschland kommen, sich nicht mehr zuvor in ihrem Herkunftsland einen Nachweis ihrer beruflichen Qualifikation beschaffen müssen – sondern diese in Deutschland erhalten können.

Der Kritik aus Reihen der Handwerker an der veränderten Schullandschaft, in der Haupt- und Realschulen eine immer weniger wichtige Rolle spielen, schließt sich Dr. Florian Toncar an und fordert ein Umdenken – die Realschule muss, auch für die Zukunft mittelständischer Betriebe, wieder gestärkt werden, sagt er. „Wo sind eigentlich die ganzen Leute hin, die vor Corona bei uns gearbeitet haben“, will Edeltraut Striebick wissen. „Das frage ich mich auch“, antwortet Dr. Florian Toncar. „Es gab durch Corona tatsächlich Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt. In der Tat haben wir Rekordbeschäftigung – aber pro Kopf wird weniger gearbeitet als früher. Das ist auch ein gewisses Wohlstandsproblem.“

Dazu sei nach wie die Frauenerwerbstätigkeit in Deutschland auch im internationalen Vergleich unbefriedigend – weil es im Bereich der Kinderbetreuung krankt. Und weil sich verheiratete Frauen oft in der Steuerklasse 5 wiederfänden – und sich ein Vollzeit-Job dann kaum mehr lohne. Das müsse man ändern. Und generell müsse Leistung wieder stärker belohnt werden.

Text und Bild: Dirk Hamann

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